Footprints

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Mittwoch, 4. Oktober 2017

"Wir" und "Die"



CAPI ist ein Schmelztiegel der Kulturen: Das Kernteam besteht aus Mitarbeitern aus drei Nationen: Costa Rica, Deutschland und der Schweiz. Dazu kommen Kurzzeitmitarbeiter aus der Schweiz und Deutschland sowie die einheimischen Mitarbeiter.
Unsere Studenten kommen zwar nur aus drei verschiedenen Ländern (Costa Rica, Panama, Nicaragua), aber dafür aus bis zu 15 verschiedenen Ethnien, oft mit eigenen Sprachen und eigenem, reich ausgeprägtem kulturellen Hintergrund.

Vor einem kurzen Theorieblock erst mal ein paar Bilder:

Diese fröhliche Kuh hat ihren Hintern an unserem Bettlaken abgeputzt - danke dafür, du Kuh.

Und dieses Gürteltier hat den Fussballplatz inspiziert

Auf diesen Käfer wurde Ronja aufmerksam (und hat mit lautem kreischen Alarm geschlagen)

Zuerst die Theorie ...

Um auf längere Zeit möglichst frustarm im internationalen Kontext zu arbeiten, braucht man möglichst viel an interkultureller Kompetenz.

Das ist gemäss Wikipedia die Fähigkeit, mit Individuen und Gruppen anderer Kulturen erfolgreich und angemessen zu interagieren, in engerem Sinne die Fähigkeit zum beidseitig zufriedenstellenden Umgang mit Menschen unterschiedlicher kultureller Orientierung.

Diese Fähigkeit oder Kompetenz hat man entweder einfach so, oder man kann sie erlernen (auch durch direkte oder indirekte Erziehung). Das wiederum nennt man dann interkulturelles Lernen.

Bevor jetzt aber niemand mehr weiterliesst, ist jetzt Schluss mit den hochgestochenen Zitaten von schlauen Seiten aus dem Internet. 😉

Unserem Arbeitgeber, dem Verein "Licht in Lateinamerika", liegt es sehr am Herzen, uns möglichst gut auf das was kommt vorzubereiten. So haben wir während der sogenannten Kanditatenphase diverse Kurse (internationales Team, interkulturelle Kommunikation, etc.) besucht.
Auch die Zeit in der Sprachschule war für uns sehr wertvoll, da wir neben der Sprache auch die Kultur etwas studieren konnten, immer mit der Möglichkeit uns in die eigenen vier Wände zurück zu ziehen.

... dann die Umsetzung

Jaaaaaaaaaaaaaa... Das ist dann schon etwas anstrengender.
Wir sind als Ausländer hier in Costa Rica und fühlen uns als Gäste. Es gibt viele Dinge, die wir vielleicht nicht verstehen oder nachvollziehen können - möchten hier aber lieber erst wohlwollend beobachten als frühzeitig verurteilen.

Das uns das manchmal besser und manchmal weniger gut gelingt ist wohl nachvollziehbar.

Auch eine kulturelle Eigenschaft: Costa Rica ist ein ausgesprochen kinderliebes Land und Kinder "stören" so gut wie nie

Generell hat uns ja aber auch das Interesse an verschiedenen Kulturen ins Ausland geführt - und den Kulturen ist ein eigener Tag gewidmet, der:

 

Día de las culturas

Am 12. Oktober feierte Costa Rica den "Tag der Kulturen". Eigentlich gedenkt man an diesem Tag der ersten Sichtung von Land auf der ersten Reise von Christoph Kolumbus. Der Seemann Rodrigo de Triana hat am 12. Oktober 1492 mitten in der Nacht die Bahamas - sie meinten damals wohl Indien - entdeckt.

Kleiner Einschub: Rodrigo de Triana war Jude - Kolumbus hat einige Juden angeheuert, um sie vor der Inquisition zu retten die am Nachmittag seiner Abfahrt in Kraft trat. -Einschub Ende-

Die indigene Bevölkerung Lateinamerika denkt mit gemischten Gefühlen daran - wissen wir doch alle, was für dunkle Jahrhunderte darauf folgten. Jedes Land feiert diesen Tag unterschiedlich: In Argentinien nennt man ihn "día del respeto a la diversidad cultural" (Tag des Respekts vor der kulturellen Vielfalt), in Venezuela und Nicaragua  "día de la resistencia indígena" (Tag des indigenen Widerstands) und in Costa Rica schlicht "día de las culturas" (Tag der Kulturen).

Wir hier auf CAPI feierten den (nicht freien) Tag ganz gemütlich nach dem gemeinsamen Abwasch am Abend im Speisesaal. Nelson und Ricardo, Ngöbe (oder auch Guaymí)-Indianer aus Panama, zeigten zuerst ein Video der Familienband von Nelson und gaben dann live ein Kurzkonzert.

Nelson und Ricardo

Sarín, Indianer der Wounaan-Ethnie aus Panama zeigte uns ein Video eines traditionellen Tanzes.

"Unsere" drei Kuna aus dem süden Panamas (Aaron, Ivan und Vianelio) sangen uns gemeinsam ein Lied - und Ivan gab anschliessend noch ein legendäres Solostück zum Besten.

Aaron wurde im Kurs 31 und hat selbst Kinder in Ronjas Alter

Maik, ein Ulwa aus Nicaragua zeigte uns ein Video über sein Dorf Karawala.

 Ronja teilt während dem Fussballspiel Panama-USA die Matratze mit César aus Nicaragua

Wir Schweizer gaben das Lied "Schuemächerli" zum Besten - Ronjas momentanes Lieblingslied - wovon es glücklicherweise keine Aufnahme gibt.

Das improvisierte kleine Fest war für alle eine willkommene Abwechslung zum Kurs-Alltag (es läuft gerade der Bibelkurs) und es wurde gelacht und geklatscht und gesungen dass es eine wahre Freude war :-)

 Ein kurzer Rundgang über das Gelände vom CAPI lockerte den ersten Tag etwas auf

 Einblick in den Kurs mit "Profe Jim"

 Und hier Mimi und Kattia in ihrem Element

Wenn ein Löffelchen voll Zucker, ...

Noch eine kleine Anekdote: Während der Kurszeit empfangen wir abends gerne Gäste, sprich die Schüler kommen vorbei. Da wird dann etwas gespielt, viel geredet und viel Kaffee getrunken. Ronja klettert dann manchmal aus dem Bett und quasselt munter mit den Studenten (bis man sie dann wieder ins Bett verfrachtet).

Während uns unsere Zuckerbox sonst locker zwei Monate reicht, ist sie manchmal nach zwei Besuchen leer - manche mögens süss!

Kurzbesuch in Deutschland und der Schweiz

Annalena und Joel sind am 13. Oktober für zwei Wochen nach Europa gereist. Annalena ist Trauzeugin an der Hochzeit ihrer Freundin und Joel darf Oma und Opa und Grosmueti und Grosvati um den Finger wickeln. Ronja geniesst in der Zeit den Kindergarten und die ungeteilte Aufmerksamkeit von Vati.

Mit dem aktuellsten Familienbild von uns verabschieden wir uns - bis zum nächsten Blog!







Donnerstag, 31. August 2017

Frauenkurs, Familienbesuch und diverse Abschiede

Viel ist passiert seit unserem letzten Blogeintrag - was auch daran liegt, dass schon wieder ein Weilchen vergangen ist... sorry dafür. Los gehts!

Frauenkurs

Vom 19. Juni bis zum 15. Juli war Frauenpower angesagt im CAPI. 17 Frauen verschiedenen Alters aus 5 verschiedenen Ethnien (Kuna, Teribe (Naso), Ngöbe (Guaymí), Bribri, Rama) und drei verschiedenen Ländern (Costa Rica, Nicaragua und Panama) mischten CAPI so richtig auf.

Die Studentinnen konnten zwischen den Schwerpunkten "Backen" und "Nähen" wählen und hatten daneben diverse Fächer wie Buchhaltung, Computerkurs, Mathematik., Ethik, natürliche Medizin, Hygiene und Bibelunterricht.

Annalena war stark eingespannt in diesem Kurs, unterrichtete sie doch Mathematik, natürliche Medizin und Hygiene und war darüber hinaus zweimal die Woche Abends für die "Enfermería" , die Krankenstation, verantwortlich.

Küsu organisierte den Computer-Kurs, wo sich die Frauen in der kurzen Zeit wenigstens grundlegende Computerkentnisse aneignen konnten..

Jeden Morgen hielt jemand vom Team ausserdem eine Andacht - wir beschäftigten uns mit dem Buch Esther.

Hier einige Impressionen:


Hier die Teilnehmerinnen des Backkurses. Alles wurde so ausgelegt, dass es auch bei den Schülerinnen zuhauhse umgesetzt werden kann. Vieles wurde in selbstgebauten Öfen aus 200l-Fässern gebacken.

Auch Theorie über die Nahrungsmittel-Pyramide gehörte dazu.

Und das Wichtigste: Es hat auch noch Spass gemacht!

Hier ein kleiner Einblick in den Nähkurs. Genäht wird mit Maschinen mit Fuss- oder Handbetrieb, auch weil die Häuser einiger Schülerinnen nicht ans Stromnetz angeschlossen sind.

Auch in der Freizeit wurde weiter gearbeitet!

Das Resultat kann sich echt sehen lassen!

Hier sind die Frauen am "töggelen" (Tischkicker spielen). Viele haben natürlich ihre Familien (und vor allem die Kinder) vermisst, durften aber hier auch mal einfach "sich selbst sein".

Sogar Ronja hat plötzlich stolz behauptet: "Vati, ich bin eine Indianerin!"

Hier werden gerade Frijoles (Bohnen) sortiert. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen...

Die Frauen hatten es über alle Kulturen hinweg wirklich gut (und meist auch "sauglatt"!) zusammen! So kam der Wunsch auf, ein ausgedrucktes Gruppenfoto mit nach hause zu nehmen. Kurzerhand haben sich also alle schick herausgeputzt und posiert.

Und hier das Gruppenfoto des Abschlussabends.

Wir durften viel von den jeweiligen Kulturen miterleben! Hier ein Tanz der Frauen der Naso-Ethnie.

Bananen-Wettschälen

Ein fröhliches Bankett (hier mit Küsus Eltern sowie Ronjas Patenonkel mit Frau und Kind, die das ganze miterleben durften). 


Willkommen im CAPI

Das duften wir in letzter Zeit nicht nur indigenen Schülern, sondern auch vielen Besuchern aus "heimischen Gefilden" sagen. Mit Küsus Eltern und dem Patenonkel von Ronja mit Familie haben wir sogar ein paar Tage gemeinsame Ferien genossen und so Costa Rica auch mal als Ferienland kennengelernt. Mit dem gleichen Flugzeug wie die erste "Ladung" abreiste, reiste Küsus Bruder mit Familie an. Später durften wir dann noch Familie Jenne aus Konstanz begrüssen.

Wir genossen die gemeinsame Zeit und fanden es sehr schön unsere Familien und Freunde bei uns zu haben!

Hoch in die Luft mit dir, kleiner Joel! (Diese Position des "Werfers" ist für alle Väter, Onkel, Grossväter, etc. mit Wampe oder Schwimmring für Pool-Fotoaufnahmen sehr zu epfehlen, da es alles etwas vorteilhafter erscheinen lässt, Anm.d.Red.)

Ronjas dritter Geburtstag.

Mit ihrer Freundin Elena

Hier ein Bild mit Küsus Bruder und Familie. Mit diesen Muschelhörnern wird jeweils zu den gemeinsamen Mahlzeiten gehornt.

Übung macht den Meister! Klang schon ganz imposant!

Hier das fast schon obligatorische Gruppenbild vor dem Urwaldriesen (Baumart: Ceibo) auf der Finca. Hier mit Familie Jenne.
 

Abschiede

Während wir diese Zeilen schreiben, sind wir noch drei Familien hier im CAPI (plus Familie Fischer in Kultur- und Sprachstudium in San José).
Anfang Juli verabschiedeten wir Familie Züchner und die Kurzzeiter-Familie Dörr. Mitte August haben uns dann Köbi und Ursula Vögeli, nach 37 Jahren Einsatz, verlassen. Auch die zwei Kurzzeiter-Jungs, Tim und Jonathan, sind weg und wir haben einige Wochen ohne Kurzzeitmitarbeiter.

Abschiede gestalten wir immer als Feste. Hier wurde der Kurzzeitmitarbeiter Tim parodiert mit BvB-Shirt und Wasserflasche. Das Shirt war danach etwas ausgeleiert. T'schuldigung!

Oder auch Jonathans Veränderung vom bärtigen Computer-Nerd zum schneidigen Latino.

Ausblick

Küsu reist bald an die Atlantikküste von Nicaragua. Ende September beginnt der Bibelkurs, der von ESEPA, der evangelisch-theologischen Hochschule, durchgeführt und von uns organisiert und unterstützt wird. Darüber bald mehr in einem weiteren Blogeintrag.

Übrigens

Costa Rica ist ein wunderschönes Reiseland. In vielen Köpfen hält sich aber das Vorurteil, dass man es möglichst nur während der Trockenzeit bereisen sollte."Regenzeit" (Rainy Season) klingt halt nach kalt, nass und neblig. Ist es aber nur bedingt. Und die costaricanische Tourismusbehörde hat genau deshalb eine Empfehlung herausgegeben, anstelle von "Rainy Season" jetzt doch "Green Season" zu verwenden.
Grünes Marketing par excellence 😎




Samstag, 27. Mai 2017

Kursbetrieb im CAPI

Momentan sind wir in der kursfreien Zeit. Oder doch eher in der zwischenkurslichen Zeit? Der letzte von insgesamt vier Blöcken der Grundausbildung ging am 21. April zu Ende und noch vor dem Frühstück einen Tag später waren alle weg. Zack und fertig, quasi.

Der ehemalige Mitarbeiter und aktuell langjähriges Vorstandsmitglied Dani Rüdiger von Licht in Lateinamerika hat einmal gesagt: "Während den Kursen ist es streng, zwischen den Kursen ist es sehr streng" Und prompt hat er recht behalten.

Am 19. Juni fängt bereits der nächste Kurs an, ein 4-wöchiger Frauenkurs mit den Schwerpunkten Backen oder Nähen mit diversen ergänzenden Fächern wie zum Beispiel Buchhaltung, Computerunterricht, Mathematik, Hygiene, (und anderen!). Auch haben sie die Möglichkeit, ihr Bibelwissen zu vertiefen und im Ethik-Kurs ihre Rolle als Frau zu analysieren.

Bei dem vollgepackten Programm sind die Frauen wohl komplett ausgelastet, weshalb sie alle alleine anreisen um sich nicht auch noch um die Kinder oder Männer kümmern zu müssen. Wir hoffen, dass viele Frauen diese Chance ergreifen, auch wenn das getrennt sein von zuhause für einen Monat nicht nur ein "Zuckerschlecken" ist (auch wenn im Backkurs bestimmt etwas Zucker geschleckt wird 😁).

Genau dieses vollgepackte Programm wird jetzt ausgearbeitet und vorbereitet.

Nun aber ein bebilderter Rückblick auf den letzten Kurs!

Das ist "Comedor", der Speisesaal. Unzählige Kilos Reis und Bohnen werden hier während der Kurszeit verputzt. Vor dem Essen gibt es meist "Anuncios", Informationen zum Kursablauf und Abends stets ein paar Gedanken zum Abschluss des Tages. Jeder holt sich sein Essen selbst und räumt das dreckige Geschirr auch wieder weg. Ausserdem sind alle abwechslungsweise eingeteilt um zu spülen, den Boden zu fegen, die Klos zu putzen, etc. Ihr seht, auch neben den offiziellen Schulzeiten hat jeder der Schüler seine Aufgaben.

Bei so viel neuem Wissen, Prüfungsstress und ungewohnten Abläufen zut es besonders gut zwischendurch einfach mal Fussball zu spielen. JEDE. FREIE. MINUTE.
Die einen barfuss, die anderen nur in Socken, in Turnschuhen, in Stiefeln oder auch welche in richtigen Stollenschuhen, alle geben Vollgas. Manchmal braucht man eine gewisse Zeit um zu kapieren, wer genau in welchem Team ist, denn nicht immer spielen sie mit den Trikots.

Hier ein Einblick in die Schreiner-/Konstruktionsklasse. Obwohl alle Kurse ganz klar eine praktische Ausrichtung haben geht es halt nicht ganz ohne Theorie. Kommt noch hinzu, dass Costa Rica offiziell zwar das metrische System benutzt, durch die Nähe zu den USA aber auch viele Masse in Zoll angegeben werden. Das muss auch hin- und her umgerechnet werden können...

Hier die selben Schüler mit ihrem indigenen Lehrer Julian beim Betonieren des Bodens im Hühnerstall. Wie man sieht nehmen die Absolventen des Schreinerkurses ein breites Spektrum an Erfahrungsschatz mit, von grundsätzlicher Holzbearbeitung bis zur kompletten Konstruktion eines Hauses inkl. Fundament und einfachen elektrischen Installationen. Kein Wunder sind die Studenten Abends oft so müde!

Natürlich darf aber auch der Spass nicht zu kurz kommen.

Hier die Schüler des Landwirtschaftskurses. Ob Abraham gerade am verzweifeln ist? Neben Viehwirtschaft wird ein grosser Schwerpunkt auch auf die Herstellung von Kompost, organischem Dünger und allgemeinem Gartenbau gelegt. Was da während deer Kurszeit alles gedeiht ist wunderbar! Auch diese Sparte wird von einem indigenen Lehrer (Evangelisto) unterrichtet, gemeinsam mit dem einheimischen Landwirtschaftsverantwortlichen Rodrigo (genannt: Rigo).

Die wenigsten Schüler haben die Möglichkeit zuhause gleich mit einem grossen Viehwirtschaftsprojekt zu beginnen, alle nehmen aber ein breit gefächertes Wissen über die Haltung von Kühen, Schweinen und Hühnern mit. Bereits schicken die ersten Schüler uns Bilder von ihrem Garten zu!

Hier der Mechanikkurs mit dem indigenen Assistenten Roy Vargas (2. v.l.). Die Kurse sind modular aufgebaut, zu Beginn mit Metallbearbeitung (und auch hier viel Übung mit dem metrischen und dem imperialen System), dann kommt Schweisstechnik dazu, 2-Takt Motoren, Elektrik, 4-Takt-Motoren und schlussendlich auch etwas Automobiltechnik. Und das alles in 4x2 Monaten.

Hier erklärt Wagner Flores, indigener CAPI-Mechaniker und Lehrer im Mechanikurs gerade die Funktionsweise der Bremsverstärkung und alle hängen ihm an den Lippen. Die Schwierigkeit ist, allen Schülern möglichst gerecht zu werden. Da gibt es einige aus Gebieten die nur per Boot erreichbar sind. Die bräuchten Schulung in Aussenbordmotoren. Andere hätten die Möglichkeit, ein Gelände aufzuforsten und müssten fundierte Kenntnisse über Motorsägen haben. Wieder andere hätten sogar die Möglichkeit ein Auto oder einen Pickup instand zu stellen und bräuchten hier mehr Unterricht. Wir versuchen, eine generelle Grundausbildung zu erteilen, dank der sich die Schüler selbst durch die praktische Arbeit mit fundiertem Grundwissen weiter bringen können.

Einige Bereiche sind nicht ganz klar einer Sparte zuzuordnen. Grundkenntnisse in Elektrizität schadet keinem. Auch benutzt ein Schreiner wie auch ein Landwirt mal eine Motorsäge. Solche Dinge unterrichten wir dann in einem sogenannten "Taller", einem Workshop. Grundwissen für alle die mit dem Thema zu tun haben, vertieftes Wissen für diejenigen, die es dann benötigen. Als Beispiel wieder die Motorsäge: Jeder sollte über die korrekte Handhabung, die täglichen Wartungsarbeiten, bekannte Störungen und das Schleifen der Kette Bescheid wissen. Reparaturen, Einstellungen von Leerlauf- und Maximaldrehzahl und fundierte Kenntnisse in der Funktionsweise unterrichten wir dann zusätzlich den Schülern des Mechanikkurses.

Sonntags feiern wir jeweils gemeinsam den Gottesdienst. Da bringt jeder seine Gaben ein und im familiären Rahmen darf man auch mal was ausprobieren. Mehrmals haben die Schüler selbst gepredigt, sich um den Lobpreis gekümmert oder die Moderation übernommen. Auch wir investieren uns in den vielfältigen Aufgaben der Gottesdienstgestaltung.

Morgens gibt es jeweils auch eine Andacht, welche jeden Dienstag von einem Mitarbeiter, an den anderen Morgen von den Schülern selbst gestaltet wird. Hier wird auch sehr viel von der indigenen Kultur sichtbar. Vielfach können Sie sich gerade die Erzählungen, bei denen es um das "Volk" geht viel besser vorstellen. Ich als Schweizer habe ein ganz anderes Verständnis von einem Volk (gerade weil die Schweiz wohl eher eine Willensnation ist und erst noch vier Sprachen die Sache etwas komplizieren) als beispielsweise die Teribe-Indianer, die sich stark von den angrenzenden Ngöbe-Indianer differenzieren.

Auch die Ehefrauen kommen nicht zu kurz. Mehrmals pro Woche dürfen die Kinder in den Kindergarten und die Frauen geniessen ihrerseits den Back- und den Nähunterricht. Hier die drei Indianerfrauen mit Yorleni Porras (2. v.l.) beim Backen über offenem Feuer. Die Resultate lassen sich sehen und schmecken fantastisch!

Hier unterrichtet Kattia Castro eine Schülerin im Nähen. Die Nähmaschinen werden mittels Keilriemen und Fusswippe betätigt, benötigen also keinen Strom. Schon faszinierend, was alles mit einfachen Mitteln fabriziert werden kann! Tja, hätte ich (Küsu) mal im Handarbeitsunterricht bei Frau Zettel in der Primarschule besser aufgepasst 🙂. Annalena übrigens hat das Nähen entdeckt und so hängt in unserem Haus immer mal wieder ein neuer Vorhang, ganz praktisch wo es doch schon um halb sechs Uhr morgens hell ist.

Der ausdrückliche Wunsch der Frauen war es, Stoffbären zu nähen.Wer schon mal selbst versucht hat so was zu machen weiss, dass das nicht unbedingt einfach ist.

Nicht alle Paare sind verheiratet. Kulturbedingt gibt es gerade in den Stammesgebieten oftmals den Status "juntado", zusammen, gesellschaftlich akzeptiert aber ohne rechtliche Bedeutung. Viele werden jung Eltern und sind dann mit dieser neuen Situation der Verantwortung konfrontiert, wenngleich auch die erweiterte Familie eine grosse Stütze ist. Während alle Schüler in Ethik unterrichtet werden, gibt es für die Paare gesondert "clases de Pareja", Paarunterricht. Die Rolle von Ehemann und Ehefrau werden beleuchtet, Fragen geklärt und so manches kritisches Gespräch geführt.

Alle erhalten auch Computer-Unterricht. Im letzten Kursblock mussten die Schüler eine Präsentation vorbereiten und vortragen. Die Fortgeschrittenenklasse hat eine Präsentation über "meine Kultur, mein Zuhause" mit automatischem Ablauf gemacht, die in der letzten Woche während dem Abendessen vorgestellt wurden. Immer wieder wurde das Essen von Aplaus unterbrochen, weil alle aufeinander stolz waren und so auch noch viel über die gegenseitigen Kulturen gelernt haben. Die Frauen hatten einen Nachmittag voller Präsentationen inklusive Kaffee und Kuchen.

Jeweils Samstagmorgens unterstützen uns die Studenten mit ihrer "Manpower". Da werden Wasser- oder Stromleitungen verlegt, Holz gehackt, Fische gefangen oder was auch immer ansteht. Für die Studenten eine Abwechslung im Kursalltag, für uns als CAPI eine Unterstützung bei den vielen anstehenden Projekten.

Hier ein Schnappschuss vom Fische ausnehmen und entschuppen. Schon so manch gutes Gespräch hat sich durch die gemeinsame Arbeiten ergeben.

Natürlich bemühen wir uns auch, die Kurse abwechslungsreich zu gestalten. So sind wir am Karfreitag alle gemeinsam an den nahe gelegenen Pazifik gereist. Und was haben die Indigenen als erstes gemacht? In der prallen Sonne am Strand Fussball gespielt.

Und plötzlich haben auch die Jungs ihre handarbeitlichen Fähigkeiten ausgepackt und so war das Palmenblatt auf einmal kunstvoll geflochten!

Am letzten Tag, der grossen "Clausura", haben sich alle chic gemacht. Unzählige Guppen- und Grüppchenfotos wurden geschossen, werden sich doch wohl viele von den Schülern nie wieder sehen.

Das Durchhalten der Schüler wurde mit dem lange ersehnten Zefrtifikat belohnt. Auch haben viele vom Angebot des Stipendiums Gebrauch gemacht. Wer das Taschengeld gespart und nicht alles ausgegeben hat, dem wurde der verbleibende Betrag am Ende des Kurses verdoppelt. So sind viele mit Werkzeugen nach Hause gereist.

Wir vermissen die muntere Truppe und werden hoffentlich einige von Ihnen wieder sehen, z.B. im kommenden Theologiekurs im September?

Wir sind nach wie vor begeistert von dem hier vorgestellten Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe. Du auch? Das ist alles nur dank den vielen treuen Unterstützern möglich, ganz herzlichen Dank dafür! Wenn du diese Arbeit auch unterstützen möchtest, findest du hier Informationen dazu.

Übrigens:

Die Gewinner des Gewinnspiels im letzten Blog heissen John Bremer und Fiona Kislig. Herzlichen Glückwunsch!

Und gleich noch ein Übrigens:

Das costaricanische Strassenverkehrsgesetz erlaubt von 22:00 Uhr bis 05:00 am nächsten Morgen das Überfahren einer roter Ampel mit entsprechender Vorsicht. Eigentlich recht clever, oder? Das ist uns bei Studium für die Theorieprüfung in Costa Rica aufgefallen. Doch mehr dazu in einem anderen Blog.