Footprints

Footprints

Dienstag, 26. Juli 2016

3 x 2 x 100$ = 0$

Bei dieser Gleichung krempelt es jedem Drittklässler die Zehennägel hoch - und doch steckt ein Funken Wahrheit drin. Wer mehr wissen will, muss weiterlesen...

Geburtstagsmonat

Wir hatten viel Grund zu feiern in diesem Monat. Erst durfte Annalena am 4. Juli ihren 28igsten Geburtstag feiern. Natürlich hat sie einen feinen Kuchen gebacken, was erstens nur schon so was tolles ist und zweitens mit unserem Ofen hier eine echte Meisterleistung darstellt! Am 8. Juli feierten wir dann gebührend den 2. Geburstag von unserer Ronja, wieder mit Kuchen und natürlich einer "Piñata"! Die Bilder verdeutlichen, was das genau ist.

 Die kleinen Kuchengesichter mit den Marshmallow-Haaren

 Ronjas Geburtstagskuchen

Hier wird die Piñata "verprügelt"

Grosse Bescherung. Die Mutter der anderen Kinder ist übrigens Dentalhygienikerin. Uups.

Die Überbleibsel von Ronjas Piñata

Wunderbar zu sehen wie Ronja sich ganz natürlich in unsere Lebensumstände einfügt und munter Deutsch, Schweizerdeutsch und Spanisch mixt. Auch das eine oder andere englische Wort schnappt sie auf und baut es in ihren Wortschatz ein. Zu guter letzt feierte Küsu seinen 30. Geburtstag am 22igsten. Erste Amtshandlung des reifen Erwachsenen: Toilette entstopfen. Kurz danach ist ihm ein Stück Zahn abgebrochen. Ansonsten ist aber alles ok! Küsus Geburtstag war übrigens nur 23 Stunden lang - aufgrund der anderen Zeitzone in Panama!


Ausreise nach Panama

Am 13. Juli haben wir den costaricanischen Pass von Joel per Post erhalten. Dazu gabs eine permanente Bewilligung zur Ausreise. Costa Rica geht tatkräftig gegen "Child-Trafficking" (Kinderhandel zu jeglichen Zweck) vor und minderjährige Costaricaner benötigen eine Ausreiseerlaubnis, auf der die Begleitpersonen angegeben sind.
Just an Küsus Geburtstag packten wir also unsere vier Pässe aus drei Nationen und machten uns auf den Weg nach Panama, um unsere Touristenvisa zu erneuern.

Unsere Reisedokumente. Für die Amerikaner sieht der Schweizerpass übrigens aus wie "a free handout at a health-fair"...

Das hat uns im Vornherein wirklich etwas gestresst. Wer reist denn schon gerne mit zwei kleinen Kindern acht Stunden im Bus an die Grenze? Auch in der Sprachschulklasse haben wir das angesprochen. Erinnert ihr euch an John Bremer, den Ex-Kampfjetpiloten der in Zukunft in Bolivien fliegen wird? Genau DER John Bremer hat uns dann die Busreise erspart und uns mit einem Kleinflugzeug (Cessna 206) direkt auf die zu Panama gehörende Karibikinselgruppe Bocas del Torro geflogen und auch wieder abgeholt. Das hat dann nur 1h10min gedauert. Danke John und danke Gott für das schöne Geburtstagsgeschenk! Genau, GESCHENK!

Gruppenfoto vor dem Heimflug. Die Flugnummer der Cessna war übrigens TI-GER. Groooaarrrrrrrr!

Ronja im Flugzeug - Safety First!
Eine der Inseln von Bocas del Toro aus der Luft

 Ronja in ihrem Element - Sand und Wasser (Sand kann auch gegen Dreck getauscht werden)
 

Eigentlich nur Geschenk Nr.1, denn Geschenk Nr. 2 bezieht sich auf die völlig falsche Gleichung im Titel. Unsere Toursitenvisa sind am 26. Mai abgelaufen, wir sind aber erst am 22. Juli ausgereist. Das macht dann 57 Tage (zwei Monate) ohne Visa im Land. Gemäss der Migrations-Behörde kostet ein Monat verpätete Ausreise entweder 100$ oder aber man wird für die doppelte Anzahl Tage des überzogenen Visums an der Einreise gehindert. Als wir unsere Pässe am Flughafen Tobias Bolaños (nicht der grosse internationale Flughafen sondern ein kleinerer) abgegeben haben, gab es prompt ein paar kritische Blicke und die Beamtin stellte die Fragen in den Raum "warum sind die so lange im Land? Und warum ist der Junge Tico aber die Eltern haben keine Aufenthaltsbewilligung?" Der Pilot (nicht John, sondern der Pilot der Charter-Gesellschaft hat dann die Bemerkung fallen lassen "wie sollen sie auch ausreisen mit so einem kleinen Kind?" und "Tschakk, tschakk, tschakk, tschakk", wir hatten unsere Ausreisestempel ohne auch nur das kleinste bisschen zahlen zu müssen! Gracias a Dios!

Das harte Leben der Missionare

Dieser Titel tut mir in den Augen weh! Und doch habe ich das Gefühl, dass gerade viele Mitschüler in der Sprachschule stark den Eindruck haben, "hier sei alles so anders" (stimmt! Willkommen in Costa Rica!) und "nichts sei so wie zuhause" (stimmt! Willkommen in Costa Rica) und dass das Leben hier voller Entbehrungen sei.

Schnappschuss aus der Sprachschule. Ob Joel von der Grammatik mehr begreift als sein Vati?


Wir sehen das in unserem Falle etwas anders. Erstens wurden wir als "interkulturelle Mitarbeiter" ausgesandt, eine wesentlich angenehmere und nicht so mit Vorurteilen behaftete Beschreibung unserer (zukünftigen) Tätigkeit. Zweitens besuchten wir diverse Kurse bezüglich "interkulturelle Kommunikation", "internationales Team", Coaching etc. (alles Vorgaben der Organisation Licht in Lateinamerika) und reisten somit gut vorbereitet aus. Drittens sind wir hier in Sachen Lebensstandard genauso Mittelklasse wie wir in der Schweiz Mittelklasse waren, wir haben sogar eine grössere Küche als in der Schweiz und Küsu kann in allen Zimmern aufrecht stehen (das war in unserem gemieteten Bauernhaus nicht der Fall). Ja, wir leben von Spendengeldern und sind somit rechenschaftspflichtig. Ja, wir leben auch mit beschränktem Budget, aber es fehlt uns an nichts.
Wir wollen auf keinen Fall jemanden verurteilen, sondern euch einfach wissen lassen, dass es uns gut geht.

Wir haben bis jetzt einfach das Gefühl, am richtigen Ort zu sein!

Besondere Momente

Annalenas Schwester Marleen war hier bei uns zu Besuch und hat ihr Patenkind Joel richtig geniessen können. Auch durften wir Walter und Iris Hürlimann mit Laura und Tanja treffen, die während unserer Zeit als Kurzzeitmitarbeiter interkulturelle Mitarbeiter auf der Finca waren. Auch Barbara und Walti Frei, Markus und Rita Bolliger und Joel Roggensinger durften wir hier bei uns im "casa misionera" treffen. Wir geniessen den Austausch jeweils sehr.

Ganz besonders eindrücklich war der Heimflug von Panama. Man hat wunderbar die Kordilleren Panamas und von Costa Rica gesehen, Heimat von so vielen Indigenen. Wir freuen uns sehr, in wenigen Wochen nach der Sprachschulzeit in die Arbeit von LiL beim CAPI einzusteigen


Mit lieben Grüsse,

Annalena & Küsu mit Ronja & Joel

Sonntagsausflug mit unseren Nachbarn auf unseren Hausberg "la colina". Hier mit auf dem Bild Marleen, Annalenas Schwester.

PS: Kürzlich hat uns übrigens eine Art kulinarisches Heimweh gepackt. Eine hausgemachte Berner Röschti später war alles wieder in Butter. Apropo Butter: Auch einen Butterzopf fertigen wir von Zeit zu Zeit an (Küsu macht den Teig, Annalena zöpfelt).
 Sieht doch richtig gut aus, oder? Bei den anderen zwei Röschtis blieb die feine Kruste leider in der Pfanne kleben...



Sonntag, 3. Juli 2016

Catch 22

Eine Geschichte zum Schmunzeln?

Was ist denn ein "Catch 22"? Eigentlich ein 1961 erschienener Roman über die Absurdität des Krieges, aber auch ein englischer Ausdruck für ein Dilemma.

Und ein solcher Catch 22 quälte uns die letzten Tage... Es dauerte ungefähr 30 Tage, bis Joel nach der Geburt im zentralen Geburtenregister eingetragen war. Just in dieser Zeit sind unsere Touristenvisa abgelaufen (Gültigkeit jeweils 90 Tage). Unsere Visa konnten wir in der Zwischenzeit nicht erneuern (mittels Aus- und wieder Einreisen), da der kleine Joel noch keinen Pass hatte. Also haben wir so schnell es ging einen Pass für Joel beantragt.

Jetzt kommts:

Einen Pass für Joel beantragen kann man nur, wenn die Eltern gültige Aufenthaltspapiere haben. Damit wir aber gültige Aufenthaltspapiere haben können, müssen wir das Land verlassen und wieder einreisen - was aber nicht ging, weil Joel keinen Pass hatte...


Ay Caramba! Wir haben uns dann trotzdem einen Termin bei der Passbehörde geben lassen und Gott sei Dank hat die nette Dame (Maritza) lieber mit uns über unsere Arbeit mit Indigenen geplaudert (sie selbst engagiert sich in der Suchtprävention und Therapie mit Indigenen) als akribisch genau unsere Pässe zu durchforschen und die Datumsstempel zu kontrollieren. Und schon bald werden wir Joels Pass in den Händen halten und uns ab seinem ersten Passfoto freuen!
 Joel sei Dank durften wir in die kurze Schlange "sitzen": Immer wenn der vorderste Stuhl frei wurde, rutschten alle hinten dran nach :-)
Auf dem Schild steht: Ihr seid unsere besonderen Gründe, deshalb ist es uns eine Freude euch zu bedienen!

Dann sind wir ready für eine

Erneute Ausreise

Leider... Was haben wir unsere Ausreisen damals, als Kurzzeiter geliebt: Abenteuer, Kurzferien, neue Impulse!
Jetzt als Eltern von zwei kleinen Kindern finden wir das ETWAS weniger prickelnd.
Da wir mit abgelaufenen Visa keine Aufenthaltsbewilligung beantragen können, bleibt uns nichts anderes übrig als so schnell wie möglich das Land für 72 Stunden zu verlassen. Ob wir bei der Ausreise wohl auch Glück haben und uns die Zollbehörde trotz überzogenem Visa einfach so gehen lässt?

Wir lassen es euch wissen!

Eine besondere Ehre

Natürlich vermissen wir unsere Familien und Freunde. Unsere Gotti- & Göttikinder Fiona, Aaron, Luki und Noah fehlen uns auch muuucho und wir fühlen uns trotz modernen Kommunikationsmöglichkeiten manchmal etwas "zu fern" um unseren Paten-Pflichten (und Patenfreuden!) nachzukommen. Auch wir werden vermisst - und Küsu wurde sogar eine ganz besondere Ehre zu teil: Seine Unterschrift auf Fionas Zahnspange :-) Wer kann das schon von sich behaupten?

prominent gegenüber von den Minions

 Unsichtbar in montiertem Zustand - und doch immer da. Und was für ein hübsches Lächeln!

Fussbälle der deutschen Botschaft

Die deutsche Botschaft in San José hat kürzlich einen Wettbewerb gestartet: Wer ein Bild von seinem Fussballteam einreichte und nach der Veröffentlichung auf Facebook die meisten "gefällt-mir" (oder heisst es "gefällt-mirs" weil Mehrzahl?) erzielte, wurde mit Fussbällen unterstützt.
Unser CAPI-Team hatte absolut keine Chance! Aber irgendjemand aus einem anderen Team wurde vom Ehrgeiz derartig übermannt, dass er über 6000 "gefällt-mir" gekauft hat (die meisten Likes kamen aus Asien), was die deutsche Botschaft etwas in Verlegenheit gebracht hat...
So haben schlussendlich fast alle Teams Fussbälle erhalten und auf der Finca wird nun mit hochqualitativen Bällen gespielt (durchschnittliche bisherige Lebensdauer eines Fussball: zwei Wochen)

Danke, deutsche Botschaft!

Das Ende naht

Am 12. August endet das reguläre Trimester an der Sprachschule. Wir werden dann an der gleichen Sprachschule noch 8 Wochen Unterricht haben (ein halbes Trimester, quasi), und dann Anfang November auf die Finca ziehen.
 Wir konnten günstig einen gebrauchten Zwillingswagen mit grossen Rädern (somit Costa Rica tauglich) ergattern.
Die beiden schauen doch ganz zufrieden aus, oder?

Übrigens

In Costa Rica spielt sich eine traurige Tragödie ab: Hunderte afrikanische (richtig gelesen, afrikanische!)  und asiatische Flüchtlinge sind im Land gestrandet (wobei die Regierung vermutet, dass sich auch viele Personen aus Haiti als Kongolesen ausgeben). Die meisten Flüchtlinge gelangen via Boot oder Flugzeug nach Brasilien und machen sich dann auf den Weg in Richtung USA. Nicaragua verwehrt ihnen seit einigen Wochen die Einreise und so hängen alle in Costa Rica fest. Auch tragische Menschen-Schmuggler-Geschichten spielen sich hier ab (die Zeitungen berichteteten über angekettete Menschen!). Ob davon in Europa etwas zu hören ist? Via Google sind mindestens ein paar rudimentäre Infos zu bekommen.

 Infografik "Woher kommen die Flüchtlinge" aus der Zeitung (www.nacion.com)
Im Süden, genauer in der Grenzstadt Paso Canoas sowie im nahen Golfito hat die Regierung Lagerhallen zu Unterkünften umfunktioniert. Im Norden, bei Peñas Blancas an der Grenze zu Nicaragua sieht das ganze etwas anders aus - erinnert etwas an das Flüchtlingscamp bei Idomeni, Griechenland...

Ihr seht, auch ein Land mit paradiesisch schöner Natur ist von Tragödien nicht befreit und da sich die Grenzen in Europa zusehends schliessen, ändern sich die Flüchtlingsrouten..

Trotz alledem: Wir wünschen euch von Herzen einen schönen Sommer!

Annalena & Küsu mit Ronja & Joel

Familienbild vom Juli 2016 - aufgenommen im Wohnzimmer und in den Urwald montiert :-)